Tsunami-Frühwarnsysteme können nur dann wirksam sein, wenn die Bevölkerung sich der Tsunami-Gefahr bewusst ist und weiss, was im Ernstfall zu tun ist.
Der Begriff „Tsunami“ setzt sich aus den japanischen Wörtern für „Hafen“ (tsu) und „Welle“ (nami) zusammen und beschreibt massive Wellen, bei denen die gesamte Wassersäule in Bewegung gerät (United Nations, o.J.). 2015 haben die Vereinten Nationen den 5. November zum Welttag für Tsunami-Aufklärung (World Tsunami Awareness Day, WTAD) erklärt, um das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und auf die zerstörerische Kraft von Tsunamis aufmerksam zu machen, die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften zu fördern und fortschrittliche Strategien zur Risikominderung zu unterstützen (UNDRR, n.d.).
Der diesjährige WTAD soll auf die ungleichen Auswirkungen von Tsunamis aufmerksam machen: Die ärmsten und verwundbarsten Bevölkerungsgruppen sind oft am stärksten von Tsunamis betroffen. Mehr als 700 Millionen Menschen, die in niedrig gelegenen Gebieten und kleinen Inselstaaten leben, stehen an vorderster Front dieser maritimen Extremereignisse (UNDRR, 2022). Neben der Armutsbekämpfung ist die Bereitstellung von Wissen zur Katastrophenvorsorge entscheidend, um im Falle eines Tsunamis Menschenleben zu retten. Tsunami-Frühwarnsysteme können nur dann wirksam sein, wenn die Bevölkerung sich der Tsunami-Gefahr bewusst ist und weiss, was im Ernstfall zu tun ist. Dazu muss sichergestellt werden, dass gefährdete Bevölkerungsgruppen gleichen Zugang zu Informationen und Evakuierungsrouten haben.
Ursachen von Tsunamis
Tsunamis werden hauptsächlich durch Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Erdrutsche ausgelöst (Jascova, 2021). Allerdings führen nicht alle Erdbeben zu Tsunamis, sondern nur solche, bei denen entweder grosse Materialmassen ins Wasser stürzen oder die sich unter Wasser ab einer Stärke von mindestens 6,5 und in einer Tiefe von maximal 70 km ereignen und mit vertikalen Bewegungen des Meeresbodens einhergehen. Bei dem grossen Erdbeben im Osten Japans im Jahr 2011 wurde eine Stärke von 9,0 gemessen. Dieses Erdbeben löste einen Tsunami mit Rekordwellenhöhen von 40 Metern aus, mehr als 18.000 Tote waren zu beklagen (Kutty, 2022).
Tsunamis sind zwar selten, aber wenn sie auftreten, sind sie oft tödlich – im letzten Jahrhundert haben sie mehr als 260’000 Menschen das Leben gekostet. Die mit Abstand schlimmste Tsunami-Katastrophe ereignete sich 2004 im Indischen Ozean und forderte 230’000 Todesopfer in 14 Ländern (United Nations, n.d.). Das Tsunami-Warnzentrum der UNESCO für den Pazifik reagiert seither auf durchschnittlich 7 Tsunami-Ereignisse pro Jahr (McVeigh, 2022).
Tsunamis in Europa: eine unterschätzte Gefahr
Beim Stichwort Tsunami denken viele an ferne Länder wie Indonesien, Japan oder Chile – zu Recht, denn der Vulkangürtel “Pazifischer Feuerring“ ist für seine Tsunamis berüchtigt. Doch auch in Europa treten Tsunamis auf, im Mittelmeerraum waren es seit 1600 v. Chr. etwa 300 (Centro Allerta Tsunami, 2021). Das Bewusstsein für die Gefahr von Tsunamis ist in Europa jedoch vielerorts in Vergessenheit geraten. Eine verstärkte Sensibilisierung und Vorbereitung ist notwendig, zumal “der Anstieg des Meeresspiegels die Auswirkungen von Tsunamis erheblich verstärkt” – so UNESCO Tsunami Experte Bernardo Aliaga (McVeigh, 2022).
Küstenstädte am Mittelmeer müssen „tsunami-fit“ werden. Das Tückische an Tsunamis im Mittelmeer ist, dass aufgrund der relativ geringen Grösse des Mittelmeers die Evakuierungszeit mancherorts sehr kurz ist (20 Minuten). Laut UNESCO ist das Risiko eines katastrophalen Tsunamis im Mittelmeerraum innerhalb der nächsten 30 Jahre hoch (McVeigh, 2022). Dr. Jörn Lauterjung vom Deutschen GeoForschungsZentrum erklärte sogar, dass „das mögliche Ausmass eines Tsunamis im Mittelmeer durchaus mit dem katastrophalen Ereignis im Jahr 2004 im Indischen Ozean vergleichbar sein kann. Denn die Erdbeben im Mittelmeerraum können Stärken von 7,5 bis 8 erreichen, sodass Wellenhöhen von fünf bis sechs Metern im Bereich des Möglichen liegen“ (ESKP, o. J.).
Tsunami-Frühwarnsysteme
Tsunami-Frühwarnsysteme spielen eine entscheidende Rolle in der Katastrophenvorsorge. Sie können genau und schnell Informationen übermitteln, um die Evakuierung von Küstengebieten einzuleiten und Leben zu retten (Jacova, 2021). Tsunami-Frühwarnsysteme basieren auf zwei Säulen, Technologie und Kommunikationsstrategie. Dazu ist ein Netzwerk von Messstationen im Meer installiert, die seismischen Aktivitäten und GPS-Daten aufzeichnen. Die Daten dieser Messstationen werden dann über Satelliten an Warnzentren gesendet. Basierend auf den Daten, die die Warnzentren erhalten, wird die Notfallkommunikation durchgeführt.
Zur Information der Öffentlichkeit werden verschiedene Kanäle wie Radio, Internet oder SMS genutzt. Die Kommunikation über diese Kanäle ist jedoch nicht krisensicher. Schwierigkeiten wie Stromausfälle, Verlust des Funknetzes oder andere Probleme können auftreten. Eine Untersuchung des japanischen Innen- und Kommunikationsministeriums hat ergeben, dass in Japan im Jahr 2011 35 % der Menschen in den vom Tsunami betroffenen Gebieten nicht über die Notfallkommunikation per Radio erreicht werden konnten.
Hier kommt die Kommunikation und Warnung durch Sirenen ins Spiel. Aufgrund ihrer Robustheit und der Möglichkeit, mit Notstrom zu arbeiten, sind Sirenen ein zuverlässiges Warnmittel, das für die Koordinierung von Rettungsmaßnahmen unerlässlich ist. Darüber hinaus bieten Sirenen auch den Vorteil einer “Weckfunktion” in der Nacht.
Kockum Sonics ist Experte für großflächige Sirenenalarmierungs- und Warnsysteme. Wir unterstützen Sie in allen Phasen von der Planung, bis zur Installation und zum Unterhalt eines zuverlässigen Tsunami-Frühwarnsystems. Im August 2022 haben wir 2 Delta 6 Sirenen in Minturno, Italien installiert, um die Gemeinde auf einen möglichen Tsunami vorzubereiten.
Zuverlässige Tsunami-Frühwarnsysteme sind unerlässlich, um die Zahl der Todesopfer bei solchen Katastrophen zu minimieren. Eine sofortige Evakuierung in höher gelegene Gebiete ist notwendig. Das Büro der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UNDRR, n.d.) hat 2022 die WTAD-Initiative – die #GetToHighGround-Kampagne – mit genau diesem Ziel ins Leben gerufen. Die Menschen sollen durch die Teilnahme an Übungen, wie z.B. einem Lauf entlang einer Tsunami-Evakuierungsroute, sensibilisiert werden. Die UNESCO fordert eine umfassende Vorbereitung auf Tsunamis bis zum Jahr 2030. Die Nationen sind aufgerufen, die Widerstandsfähigkeit und Bereitschaft von Küstenstädten zu verbessern.
Quellen Informationen:
Centro Allerta Tsunami. (2021). Tsunami in Mediterranean Sea. Abgerufen 2.November, 2023 auf: https://cat.ingv.it/en/know-and-defend/tsunami-hazard/tsunami-in-mediterranean-sea
ESKP. (n.d.). Tsunami risk in the Mediterranean Sea. Abgerufen 2.November, 2023 auf: https://www.eskp.de/en/natural-hazards/tsunami-risk-in-the-mediterranean-sea-935107/
European Spatial Planning Observation Network. (2005). Europe: tsunami hazard map. Abgerufen 2.November, 2023 auf: https://www.preventionweb.net/files/3831_TsunamihazardN3.jpg
Jacova, Z. (2021, 6. Oktober). About tsunami and the role of warning systems. Abgerufen 31.Oktober, 2023 auf: https://tsunamiday.undrr.org/news/about-tsunami-and-role-warning-systems
Kutty, N. (2022, 1. November). Here’s how Japan is using technology to mitigate disasters. Abgerufen 31.Oktober, 2023 auf: https://tsunamiday.undrr.org/news/heres-how-japan-using-technology-mitigate-disasters
McVeigh, K. (2022, 23. Juni). Marseille, Alexandria and Istanbul prepare for Mediterranean tsunami. Abgerufen 31.Oktober, 2023 auf: https://www.theguardian.com/environment/2022/jun/23/marseille-alexandria-and-istanbul-prepare-for-mediterranean-tsunami
UNDRR. (2023). World Tsunami Awareness Day. Abgerufen 31.Oktober, 2023 auf: https://tsunamiday.undrr.org/
UNDRR. (n.d.). A new WTAD initiative #GetToHighGround. Abgerufen 31.Oktober, 2023 auf: https://tsunamiday.undrr.org/gettohighground-campaign
United Nations. (n.d.). World Tsunami Awareness Day. Abgerufen 2.November, 2023 auf: https://www.un.org/en/observances/tsunami-awareness-day
Quellen Bilder:
Eigene Quelle
Freepik