Blackout Gefahr - TETRA-Funknetz und Motorsirenen benötigen eine konstante Stromversorgung.
Österreich ist auf ein flächendeckendes Blackout nicht vorbereitet.
Am Samstag, dem 5. Oktober 2024 ist es wieder so weit – um 12 Uhr findet in Österreich der Zivilschutz-Probealarm statt. Mehr als 8.000 Sirenen sowie die App „KATWARN Österreich“ und AT-Alert werden getestet. Ziel ist die Überprüfung der technischen Einrichtungen des Warn- und Alarmsystems sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung für diese Signale und deren Bedeutung. Für die flächendeckende öffentliche Sicherheit ist eine krisensichere Kommunikation unerlässlich.
Im Falle eines flächendeckenden Blackouts (Ausfall der Netzversorgung) in Österreich kann aber gerade diese krisensichere Kommunikation nicht gewährleistet werden. Zwar kann der Österreichische Rundfunk (ORF) über ein eigenes Alarmierungssystem und ein krisensicheres UKW-Netz weiterhin Notfallmeldungen verbreiten, die Kommunikationsinfrastruktur der Blaulichtorganisationen stellt jedoch ein grosses Problem dar. Denn sowohl das TETRA-Funksystem der Einsatzkräfte (Polizei, Feuerwehr, Rettung) als auch grosse Teile des Sirenennetzes in Österreich funktionieren bei einem flächendeckenden Blackout bereits nach 24 Stunden nicht mehr.
TETRA Funknetz
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland wird das Funksystem TETRA (Terrestrial Trunk Radio) innerhalb von Behörden, mit Sicherheitskräften und Einsatzkräften eingesetzt. TETRA ist ein nicht öffentlich zugängliches Funknetz, das Digitalfunk, Mobilfunk und Datenübertragung vereint (Moechel, 2023). Dabei ist der Funk dieses Netzes ist an örtliche Sendemasten auf der Erde gebunden, deren Funktionstüchtigkeit ist dabei an die Versorgung mit Storm gekoppelt.
Ein Großteil des österreichischen TETRA-Funknetzes würde bei einem flächendeckenden Blackout bereits nach 24 Stunden ausfallen. Tirol hat als einziges Bundesland ein eigenes, redundantes Richtfunknetz mit Generatoren aufgebaut, das mehr als 80 TETRA-Stationen umfasst. In den anderen Bundesländern gibt es keine vergleichbare Absicherung. Das österreichische Innenministerium geht davon aus, dass mobile Stromaggregate eingesetzt werden könnten, um die Akkus der über 1.200 Sendemasten regelmäßig aufzuladen. Dies ist jedoch logistisch kaum realisierbar, da die meisten Masten nur für einen 24-Stunden-Betrieb ohne Stromversorgung ausgelegt sind und die Ladezeiten der Bleiakkus sehr lang sind. Experten sind sich daher einig, dass nach einem Tag nur noch wenige Dutzend dieser Masten in Betrieb wären. Das bedeutet, dass die Behörden in weiten Teilen des Landes auf lokale Funkgeräte angewiesen wären. Diese Unsicherheiten stellen ein erhebliches Risiko für die effektive Koordination der Einsatzkräfte und die Warnung der Bevölkerung dar. Gerade bei Naturkatastrophen, Terroranschlägen oder größeren Stromausfällen wäre die Bevölkerung ohne eine stabile und zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur gefährlich exponiert.
Sirenennetz
Österreich ist flächendeckend mit 8.300 Sirenen zur Warnung der Bevölkerung ausgestattet. Was viele nicht wissen: Ein Großteil dieses Alarmierungssystems besteht aus veralteten Motorsirenen vom Typ E57. Solche und ähnliche Geräte sind in Österreich noch massenhaft bei den Freiwilligen Feuerwehren im Einsatz. Diese oft mehrere Jahrzehnte alten Sirenen sind laut und robust, haben aber den großen Nachteil, dass sie auf Drehstrom mit 380 Volt angewiesen sind und daher auch einen hohen durchschnittlichen Stromverbrauch haben. Stromaggregate, die Drehstrom mit der erforderlichen Leistung liefern können, kosten ein Vielfaches der üblichen Viertakter mit 230 Volt / 3 KW und sind dementsprechend selten.
Um diese Risiken zu minimieren, müssen die veralteten Systeme dringend durch moderne elektronische Sirenen ersetzt werden. Klassische mechanische Sirenen sind unzuverlässig, da sie auf das bestehende Stromnetz angewiesen sind und somit bei einem Blackout ausfallen würden. Elektronische Sirenen, die über alternative Energiequellen wie Solarzellen oder Notstrombatterien verfügen, bieten eine wesentlich robustere Lösung und können über einen längeren Zeitraum unabhängig vom allgemeinen Stromnetz betrieben werden. So können die Sirenen von Kockum Sonic bis zu 5 Tage unabhängig vom Stromnetz betrieben und Alarme ausgelöst werden. Diese modernen elektronischen Sirenen können auch vielfältigere Warnsignale sowie Sprachkonserven aussenden, sodass die Bevölkerung auf verschiedene Bedrohungsszenarien aufmerksam gemacht werden kann.
Eine flächendeckende Umstellung von mechanischen auf elektronische Sirenen ist daher nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern auch der Sicherheit. Neben dem Ausbau der physischen Infrastruktur sollten auch innovative Lösungen wie redundante Richtfunknetze und dezentrale Energiesysteme in Betracht gezogen werden. Die Widerstandsfähigkeit der Systeme gegen Blackouts hängt auch von der Verfügbarkeit alternativer Energiequellen ab.
Quellen Bilder:
Eigene Quelle
Freepik
Quellen Informationen:
Bundesministerium für Inneres. (2024). Bevölkerungswarnung. Abgerufen am 25. September, 2024 auf: https://www.oesterreich.gv.at/themen/gesundheit_und_notfaelle/katastrophenfaelle/2/Seite.29500311.html
Kanton Bern. (n.d.) 13. Oktober: Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung. Abgerufen am 25. September, 2024 auf: https://www.bsm.sid.be.ch/de/start/themen/bevoelkerungsschutz-zivilschutz/bevoelkerungsschutz/13–oktober–internationaler-tag-der-katastrophenvorbeugung.html
Ladinig, J. (n.d.). Blackout: Die Kehrseite der erneuerbaren Energien. Abgerufen am 25. September, 2024 auf: https://www.power-days.at/de-at/story/blackout-erneuerbare-energien.html
Moechel, E. (2023). Weder Sirenen noch Blaulichtfunk gegen Blackout gesichert. Abgerufen am 5. Oktober auf: https://fm4.orf.at/stories/3018360/
Sirene (Gerät). (2024). Abgerufen am 25. September, 2024 auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Sirene_(Ger%C3%A4t)
Tetra – der digitale Bündelfunk. (n.d.). Abgerufen am 25. September, 2024 auf: https://www.funktechnik.at/tetra/
Zivilschutz Österreich. (2024). Zivilschutz-Probealarm am 5. Oktober 2024. Abgerufen am 25. September, 2024 auf: https://zivilschutz.at/zivilschutz-probealarm-am-5-oktober-2024/